Modellbauprojekt „Zelle“ in der Klasse SGG11
Im Fokus des naturwissenschaftlichen Unterrichts stehen oft abstrakte oder sehr komplexe Inhalte. Wie können wissenschaftliche Erkenntnisse im Unterricht so erarbeitet werden, dass SchülerInnen dabei durch ihre intrinsische Motivation („Ich mache das, weil es mir Freude bereitet!“) geleitet werden und das befriedigende Gefühl haben, dass sie den Lernweg selbst mitgestalten dürfen?
Im Schuljahr 2019/20 haben sich die SchülerInnen der Klassen SGG 11 zusammen mit ihrer Lehrkraft Frau Schroeter im Gesundheits- und Pflegeunterricht dazu Gedanken gemacht. Im Rahmen der Lehrplaneinheit Cytologie (Zelllehre) sind in diesem Zusammenhang Modelle nach dem Abbild der im Elektronenmikroskop sichtbaren Strukturen von tierischen und pflanzlichen Zellen geplant und angefertigt worden. Modelle dienen in biologischen Zusammenhängen dazu, erst einmal eigenständige Modellvorstellungen zu entwickeln, dann konkrete Pläne zur Umsetzung zu entwerfen und schließlich das Abstrakte praktisch zu veranschaulichen und zu reflektieren. So können Modelle als Erfahrungs- und Informationsmittel genutzt werden und das Lernen ganzheitlicher gestalten: Sie stellen sowohl eine kognitive als auch eine praktisch Herausforderung dar, die viele Sinne anspricht.
Die SchülerInnen konnten im Unterricht aus zur Verfügung gestellten Materialien (Pappe, Styropor, Acrylfarben und mit Lebensmittelfarben gefärbtem Salzteig) eigenständig eine Auswahl treffen und ihre Modelle frei planen. Dafür haben die SchülerInnen ihre theoretischen Kenntnisse aus den vorherigen Stunden eingebracht, aber auch ergänzend mit ihren Lehrbüchern gearbeitet. Hier wurde plötzlich sichtbar, ob der theoretische Hintergrund wirklich verstanden worden war: Stimmten Größenverhältnisse einzelner Zellorganellen zueinander? Wo musste das Organell noch einmal in der Zelle eingebaut werden und warum? Wie musste das Organell genau gestaltet werden, um seine Funktion widerzuspiegeln? Auf einmal wurde nicht mehr nur auswendiggelernt und dann wieder vergessen, dass beispielsweise die Hülle des Zellkerns Poren besitzt, sondern es entstand Interesse an der Frage: „Warum besitzt der Zellkern eigentlich nochmal Poren? Müssen die im Modell dargestellt werden?“
Ganz nebenbei kam so auch eine allgemeine Erkenntnisse zustande: Ein Modell kann nie die Realität abbilden. Zu sehr hängt seine Darstellung vom Können des Bastelnden, den Materialien und schlichtweg der notwendigen Abstraktion der komplexen Strukturen zu Präsentationszwecken ab.
Im Reflexionsprozess (dieses Mal schriftlich aufgrund der Homeschooling-Situation während der Coronapandemie) gibt eine Schülerin ihre Gedanken dazu wie folgt wieder:
„Durch das Erstellen eines eigenen Modells, habe ich einen besseren Einblick darin bekommen, wie die Struktur eines Organells – auch im Inneren – aussieht, und wie das mit seiner Funktion zusammenhängt. Dadurch habe ich das Thema besser verstanden, als wenn wir nur darüber sprechen und so etwas beschreiben. Es hat sehr geholfen, um ein klaren Durchblick zu bekommen, wie das alles in der Zelle aufgebaut und verknüpft ist. Außerdem war es mal eine Abwechslung zum „normalen“ Unterricht, zusammen in einer Arbeitsgruppe etwas zu basteln. Generell würde ich sowas gerne nochmal machen, da es echt was gebracht hat. Ich konnte mir den Zellaufbau jetzt besser merken“
Eine andere Schülerin berichtet, dass ihr besonders der Austausch und die genauen Absprachen mit den MitschülerInnen geholfen haben, Inhalte besser zu verstehen. Beim kooperativen Lernen kann Wissen eben geteilt werden.
Worin die meisten SchülerInnen übereinstimmten: „Etwas mit den Händen zu machen, hilft dabei, dass sich Wissen festigen kann und es macht einfach Spaß.“
Wer nun Lust bekommen hat, die Ergebnisse des Modellbauprojekts einmal mit eigenen Augen zu betrachten, der findet sie im Erdgeschoss in einer Vitrine schräg unter dem linken Treppenaufgang zur ersten Ebene ausgestellt. Ergänzt haben die SchülerInnen ihre Modelle mittlerweile um eine weitere Organisationsstufe lebender Organismen: die Zelle als Bestandteil eines Gewebes. Am Beispiel der Haut wird hier ein ausgewählter Zellverbund präsentiert, welcher besonders das auf gesundheitliche Zusammenhänge ausgerichtete Profil der Schulart widerspiegelt.
Text und Bild: Schroeter