Maria Sybilla Merian
Wer ist Maria Sibylla Merian?
- Sie ist fasziniert von Blumen und Insekten, die sie nicht müde wird, zu beobachten.
- Sie ist Malerin, Grafikerin, Lehrerin und Naturforscherin in einer Zeit, in der es für Frauen noch nicht üblich ist, einen Beruf zu haben.
- Sie reist nach Lateinamerika, als Fernreisen noch kein kurzweiliges Freizeitvergnügen sind, sondern eine lebensgefährliche Strapaze.
Ihr Leben / Ihre Biografie
1647 Ein schwieriger Anfang: Maria Sibylla Merian kommt am 2. April 1647 in Frankfurt am Main zur Welt, am Ende der Renaissance und am Beginn des Barocks, im letzten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, der weite Landstriche in Europa verwüstete. Als Dreijährige verliert sie ihren Vater, den damals bekannten Kupferstecher Matthäus Merian.
1651 Ihre Mutter heiratet den Maler Jacob Marrel, von ihm und ihren Halbbrüdern aus der Merian-Familie bekommt sie ihr Handwerkszeug: eine fundierte Ausbildung in der Malerei und die kreative Umgebung, die ihren kindlichen Forscherdrang beflügelt. Mit dreizehn, so wird überliefert, beobachtet und dokumentiert sie die Verpuppung einer Seidenraupe. Ihrer Mutter ist das gar nicht recht, sie sähe ihre Tochter lieber mit eindeutig weiblichen Tätigkeiten beschäftigt. Doch diese soll die Faszination für Pflanzen und Kleingetier nicht mehr loslassen. Sie sammelt ihre Untersuchungsobjekte in Schachteln oder anderen Behältnissen, gibt ihnen zu fressen, betrachtet sie genau – und hält ihre Ergebnisse in Kupferstichen fest.
1665 Als Achtzehnjährige heiratet sie den Maler Johann Andreas Graff, mit dem sie nach Nürnberg zieht. Dort betätigt sie sich als Stoffmalerin, forscht weiter an Insekten, verkauft selbst hergestellte Pflanzenfarben und bringt jungen Damen der Gesellschaft das Sticken und Malen bei.
1675–1679 Maria Sibylla Merian veröffentlicht ihr dreibändiges „Neues Blumenbuch“ – für damalige Verhältnisse ein Bestseller, Sticken nach ihren Bildvorlagen ist en vogue.
1679 Ein Jahr nach der Geburt ihrer zweiten Tochter erscheint mit „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ eine echte Sensation: Eine mit Merians Kupferstichen bebilderte Beschreibung der Metamorphose, der vier Jahre später ein zweiter Band folgt. Die Entwicklungsstufen der Insekten sowie deren jeweils bevorzugte Nahrungspflanzen sind auf einzelnen Bildtafeln so akribisch wie kunstvoll abgebildet.
1685 Das Privatleben der Künstler-Forscherin verläuft so ungewöhnlich wie ihr beruflicher Werdegang: Sie trennt sich von ihrem Mann, um mit ihrer Mutter und ihren Kindern in die Niederlande zu ihrem Stiefbruder zu ziehen. Dort lebt sie für einige Jahre auf einem Schloss in Westfriesland innerhalb einer freikirchlichen Vereinigung. Während dieser Zeit bildet sie ihre Töchter künstlerisch aus, malt selbst, um Geld zu verdienen und stößt auf Sammlungen mit exotischen Insekten aus der niederländischen Kolonie Surinam, mit denen sie sich fasziniert beschäftigt. Was ihr jedoch auffällt, ist, dass „ihr Ursprung und ihre Fortpflanzung“ nicht dokumentiert sind. Das Rätsel, „wie sie sich aus Raupen in Puppen und so weiter verwandeln“, treibt sie, wie sie selbst schreibt, „eine große und teure Reise zu unternehmen und nach Surinam zu fahren (ein heißes und feuchtes Land)“.
1699 Sie bricht 52-jährig tatsächlich mit ihrer jüngeren Tochter nach Lateinamerika auf und verbringt dort zwei Jahre mit dem Sammeln, Beobachten und Zeichnen von Insekten. Unter anderem ist die Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter ihr zu verdanken. Eine Malariaerkrankung zwingt Maria Sibylla Merian jedoch nach zwei Jahren ihren Tropenaufenthalt abzubrechen und wieder in die Niederlande zurückzukehren.
1705 In Amsterdam veröffentlicht sie die Ergebnisse ihrer Forschungsreise, die „Metamorphosis insectorum Surinamensum“, eine Sammlung von 60 Kupferstichen im Format 70×50 cm. Ihre systematischen Beobachtungen und deren Abbildungen gelten sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch als bedeutsam.
1717 Maria Sibylla Merian stirbt am 13. Januar mit beinahe 70 Jahren an den Folgen eines zwei Jahre zuvor erlittenen Schlaganfalls in Amsterdam. Im selben Jahr veröffentlicht ihre Tochter den dritten Band ihres Raupenbuchs.
1982-2003 Merians „Neues Blumenbuch“, „Der Raupen wunderbare Verwandlung“ sowie die „Metamorphosis insectorum Surinamensis“ werden als Nachdrucke veröffentlicht.
1987 Das Konterfei von Maria Sibylla Merian ziert die 40-Pfennig-Briefmarke in der Serie „Frauen der deutschen Geschichte“
1990-2002 Die 500-DM-Banknote trägt Maria Sibylla Merians Porträt.