Realitätsnahes Lernen im Skills Lab: Umgang mit einer akuten psychiatrischen Krise
Wie geht eine professionelle Pflegekraft mit einer Situation um, in der ein Patient plötzlich aggressiv und unberechenbar wird?
Diese anspruchsvolle Frage stand im Mittelpunkt einer aktuellen Skills-Lab-Einheit an der Maria-Merian-Schule, in der Auszubildende des 3. Ausbildungsjahres der generalistischen Pflegeausbildung einen realitätsnahen psychiatrischen Notfall trainierten.
Im Zentrum der Simulation stand die Fallsituation „Akute psychiatrische Krise mit aggressivem Verhalten“:
Ein 24-jähriger Mann wurde nach einer psychotischen Episode notfallmäßig auf die geschlossene Station eingewiesen. Aggressives Verhalten, Wahnvorstellungen und Eigengefährdung stellten das Pflegeteam vor erhebliche Herausforderungen – eine Situation, die in der psychiatrischen Pflege leider keine Seltenheit ist.
Unter Anleitung der Praxislehrkräfte Herr Geiger und Frau Talmon-Braun trainierten die Auszubildenden den koordinierten Ablauf wichtiger Notfallmaßnahmen:
- die sichere und rechtskonforme Durchführung einer 5-Punkt-Fixierung,
- das schnelle und hygienische Vorbereiten einer Kurzinfusion mit beruhigenden Medikamenten nach ärztlicher Anordnung,
- die Vorbereitung und Verabreichung einer intramuskulären Injektion zur Sedierung,
- sowie die Überwachung der Vitalzeichen nach Verabreichung der Medikamente.
Dank der modernen Simulationspuppe „Nursing-Ann“ konnte die Situation besonders realitätsnah gestaltet werden: Die Auszubildenden führten die i.m.-Injektion praxisgerecht durch und beobachteten anschließend die Reaktionen des „Patienten“. Über ein Simpad-System steuerte die Lehrkraft Vitalparameter wie Puls und Blutdruck, sodass Veränderungen in Echtzeit sichtbar und messbar waren – ein intensives Lernerlebnis, das Theorie und Praxis eindrucksvoll verband.
Besonderes Augenmerk lag neben der korrekten Durchführung der einzelnen Maßnahmen auch auf dem Erleben von Machtlosigkeit im Rahmen einer Fixierung. Ethische Fragestellungen aus dem theoretischen Unterricht – etwa der schwierige Balanceakt zwischen notwendiger Zwangsmaßnahme, respektvollem Umgang und Abwägung der Notwendigkeit – konnten so unmittelbar mit der fachlichen Handlungskompetenz der Auszubildenden verknüpft werden.
Das Skills Lab bot damit nicht nur eine praxisnahe Vorbereitung auf den Berufsalltag, sondern auch die Möglichkeit, über Emotionen, Empathie und Verantwortung zu sprechen und eigene Erfahrungen zum Thema Fixierung und Machtlosigkeit zu reflektieren.
Ein gelungenes Beispiel dafür, wie eine moderne Pflegeausbildung Fachwissen, Ethik und Menschlichkeit miteinander verbinden kann.
Bericht: Mercedes Talmon-Braun