Pädagogische Führungsrolle in der Ausbildungspraxis
Pädagogische Führungsrolle in der Ausbildungspraxis
Das Treffen der Praxisanleiter an der Maria-Merian-Schule stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der neuen, generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung.
Jedes Jahr im Herbst lädt die Maria-Merian-Schule die Praxisanleiter aus den Einrichtungen der stationären und ambulanten Altenpflege zu sich ein. Der Austausch über die Zusammenarbeit zwischen Schule und Einrichtungen wird dabei immer auch durch einen fachlichen Input ergänzt. Vorträge von externen Referentinnen – etwa zur „hospizlichen Haltung“ oder dem Problem der „Disphagie“ – führten in der Vergangenheit zu intensiven Diskussionen und zur gegenseitigen Bereicherung.
In diesem Jahr nun hat die Schule auf einen externen Referenten verzichtet und stattdessen selbst den fachlichen Input übernommen. Die Abteilungsassistentin und Gesundheits-und Pflegepädagogin Maria Klampfl-Vogelmann erläuterte den Teilnehmern ausführlich die gestärkte Rolle, die die Praxisanleitung in der neuen Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann erhalten wird. Ab 2020 werden die bisherigen Ausbildungen der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer Berufsausbildung zusammengeführt. Diese neue, generalistische Ausbildung befähigt die Auszubildenden zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in allen Versorgungsbereichen. Die gesetzlich vorgeschriebene Zeit für die Anleitung in den Praxiseinrichtungen wird dann mindestens 10% der Arbeitszeit betragen, das entspricht in etwa einer Verdoppelung der bisher geforderten Anleitungszeit. Auch die Qualifikation der Anleiter in der Praxis wird sich weiter verbessern. So sind künftig eine umfangreichere Zusatzqualifizierung sowie jährliche berufspädagogische Fortbildungen vorgeschrieben.
Worauf müssen sich die Praxisanleiter künftig einstellen? In der generalistischen Pflegeausbildung werden sie es mit Auszubildenden zu tun haben, die aus allen Versorgungsbereichen kommen – aus der stationären Akutpflege, der stationären Langzeitpflege, der ambulanten Pflege, der Kinderkrankenpflege – und die somit ganz unterschiedliche Erwartungen und Fragen mitbringen werden. Jeder einzelne Auszubildende muss nämlich „Fremdeinsätze“ absolvieren. Wer zum Beispiel Auszubildender in einer Altenpflegeeinrichtung ist, wird auch viele Wochen in einem Krankenhaus, einer Sozialstation und in Einrichtungen der Pädiatrie sowie für psychisch Kranke ausgebildet. Die einzelne Ausbildungsstätte muss daher überlegen, was ihre eigenen Auszubildenden und die „Gastauszubildenden“ genau bei ihr erfahren können und was sie besser an den anderen Einsatzorten lernen können.
Hierfür gelte es geeignete Lernangebote auf der Grundlage des Rahmenausbildungsplans zu entwickeln. Gut entwickelte Lernaufgaben sollten sich an wirklichkeitsnahen Pflegesituationen orientieren – die berufliche Handlungskompetenz und nicht ein abstraktes Theoriewissen sei das Ziel der Ausbildung, erklärte Klampfl-Vogelmann. Anleitung sei daher eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe, mithin auch eine Teamaufgabe innerhalb der Praxiseinrichtung und in der Zusammenarbeit mit der Pflegeschule. Anleiter hätten die pädagogische Führungsrolle in der Ausbildungspraxis.
Die Einführung der reformierten Berufsausbildung stellt alle Akteure vor große Herausforderungen. Der Träger der praktischen Ausbildung muss für jeden Auszubildenden die Durchführung der vorgeschriebenen Einsätze individuell planen. Diese Koordinierungsaufgabe kann entgeltlich an die Schule delegiert werden, was der Regelfall werden dürfte.
Die Maria-Merian-Schule hat sich im Blick auf die Pflegeberufereform mit allen anderen Pflegeschulen des Kreises vernetzt. Das Landratsamt hat zum 1. Januar 2020 die Stelle eines Regionalen Koordinators für die generalistische Pflegeausbildung im Rems-Murr-Kreis ausgeschrieben, so dass alle Akteure eine professionelle Unterstützung bekommen können. Für die Qualifizierung der Anleiter bietet die Maria-Merian-Schule auch im kommenden Schuljahr ihre zweijährige Fachschule mit dem Ziel einer umfassenden Weiterbildung an. Sie nimmt außerdem neu einen einjährigen Kurs in ihr Angebot, der gezielt und ausschließlich für die Aufgabe der Praxisanleitung qualifiziert. Beide Angebote sind für die Teilnehmer kostenfrei.
Die Fotos zeigen einen Teil unserer neuen Ausstattung in Aktion. Diese wird im Hinblick auf die Neuausrichtung der Ausbildung ausgewählt und weiter ergänzt.