Mit Musik gegen Demenz
Das Wahlpflicht Musikwerkstatt in der Altenpflegeausbildung
Jede Generation hat ihre Musik. Lösen heute Teenie-Idole wie Justin Bieber Kreischalarm aus, waren in den 50er und 60er Jahren Stars wie Peter Alexander, Peter Kraus, die Beatles oder Elvis Presley angesagt. Je nachdem, wie alt man ist, verändert sich gleichzeitig die Bedeutung der Musik. Musik berührt den Menschen ganz besonders im jugendlichen Alter, wenn sich fast alles um Gefühle und Beziehungen dreht. Das erste Date, der erste Liebeskummer – meist reichen wenige Akkorde aus und die Erinnerungen an erlebte Situationen kommen schlagartig wieder hoch, genauso wie dabei empfundene Gefühle.
Musik spielt aber auch im Alter eine große Rolle und kann einen Schlüssel zu Erinnerungen darstellen, die sonst verloren wären. Studien haben gezeigt, dass bei Krankheiten wie Alzheimer und anderen Formen der Demenz das Musikgedächtnis sehr lange intakt bleibt, während andere Regionen, die für das Sprach- oder autobiographische Gedächtnis zuständig sind, früher angegriffen werden.
Diese Erkenntnisse werden auch in der Altenpflege genutzt. Musik kann der einzige Zugang zu Demenzkranken sein, vor allem, wenn sie keine Sprache mehr haben. Denn Melodien sind noch präsent, wenn die Worte schon fast vergessen sind. Bei der Musiktherapie singen die älteren Menschen gemeinsam Lieder, die sie seit ihrer Kindheit und Jugend kennen, und begleiten ihre Lieblingslieder durch Klatschen oder das Schlagen von Trommeln.
Musik spielt daher auch in der Altenpflegeausbildung eine wichtige Rolle. Die Maria-Merian-Schule bietet angehenden AltenpflegerInnen im Wahlpflichtfach Musikwerkstatt die Möglichkeit, sich Kenntnisse und Fähigkeiten für den therapeutischen Einsatz von Musik in der Altenpflege anzueignen.
Neben dem Erwerb des Liedguts älterer Menschen wie Volksliedern oder Schlagern der 20er bis 40er Jahre, dem Entdecken der eigenen Stimme und Improvisieren mit einfachen Instrumenten steht die Bedeutung der Musik in der Arbeit mit dementiell erkrankten Bewohnern im Vordergrund. Beim Unterrichtsthema „Musikalische Anamnese“ können die SchülerInnen eigene Musik in den Unterricht einbringen, die sie über neu erstandene Bluetooth-Lauthörer abspielen und anhören, und reflektieren biographisch bedeutsame Musik im eigenen Leben.