Carpe diem – Lyrikprojekt der Klasse SGG11/1
Gedichte liest doch heutzutage kein Mensch mehr? Ganz im Gegenteil! Die junge Lyrikerin Amanda Gorman hat erst jüngst mit ihren kraftvollen Worten zur Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten die ganze Welt berührt – so auch die Klasse SGG 11-1 des beruflichen Gymnasiums der Maria-Merian-Schule. „The Hill We Climb“ lautet der Titel von Gormans Gedicht, in dem sie von den Herausforderungen unserer Zeit spricht und uns Mut macht, diese anzunehmen.
„The Hill We Climb“ könnte auch der Titel für das herausfordernde Schuljahr vieler SchülerInnen in Deutschland gewesen sein. In diesem Sinne hieß es für unsere diesjährigen Elfer bereits nach wenigen Wochen an der neuen Schule: Der Unterricht findet nun im Homeoffice statt.
Doch wie kann dabei gerade der Deutschunterricht helfen? Dass in schweren Zeiten Verstand und Gefühl ein lesenswertes literarisches Spannungsfeld erzeugen, stellte sich schnell als zeitloses Muster heraus, als sich die Schülerinnen und Schüler zunächst am Beispiel der Barocklyrik Grundlagen erarbeiteten. Aber mehr noch: Das Schreiben von Lyrik kann für jedermann zu einem ganz persönlichen Ventil, einem Sprachrohr und einem Trost werden – einer Chance, Herausforderungen zu verarbeiten. Was haben also Amanda Gorman, Barocklyriker und unsere Elftklässler gemeinsam? Sie alle haben die Herausforderungen ihrer Zeit angenommen und sich mit Hilfe von Worten, gegossen in Verse, daran gemacht, einen Berg zu erklimmen und dabei jede Menge kreative Energie freizusetzen. Die Klasse SGG 11-1 hat im Rahmen ihres Lyrikprojekts Gedichte verfasst, die sich mit ihrer eigenen Situation in Zeiten von Corona befassen.
Einige dieser Gedichte werden demnächst in den Bilderrahmen vor den Verwaltungsräumen zu finden sein.
Aus den vielen wundervollen Texten ist das Gedicht unserer Schülerin Lea Brombach von der Klasse für die Homepage ausgewählt worden, um auch anderen auf diesem Weg Hoffnung und Kraft im Alltag zu geben, denn gemeinsam erklimmen wir jeden Berg ein Stück leichter.
Doch lassen wir Lea selbst dazu zu Wort kommen: „Mein Gedicht drückt aus, wie sich die Pandemie auf unser Leben auswirkt. Trotz aller Einschränkungen und emotionalen Belastungen durch das Corona-Virus gilt der Appell, nicht aufzugeben, weiterzukämpfen, sogar Neues zu erreichen und den Glauben an sich und seine Träume nicht zu verlieren. Mein Gedicht soll trösten, denn es erlaubt zu klagen und sich schlecht zu fühlen und ermutigt wieder aufzustehen. Nach dem Motto Carpe diem möchte ich mit diesen Gedicht dazu aufrufen, trotz aller Veränderungen in vielen unserer Lebensbereiche neue Möglichkeiten zu suchen und zu ergreifen, damit die Tage nicht nutzlos verstreichen. Ich möchte dazu aufrufen, einfach den Tag zu leben. Das Reimschema (umarmender Reim) soll dabei betonen, sich beschützt und umarmt zu fühlen. Es soll eine starke Hand in schweren Zeiten darstellen.“
Mein Carpe Diem Gedicht
(Lea Brombach)
Die Welt steht auf dem Kopf.
Partys wurden Erinnerung,
suche nach deiner eigenen Befreiung.
Einschränkungen wurden Alltag,
baue dir einen Jubeltag.
Nun packe dich am Schopf.
Schaue in den Himmel,
erkenne, es gibt doch so vieles zu machen,
über so vieles ist zu lachen.
Es ist Zeit für Wachstum
und dies nicht nur durch Zoom.
Schaue außerhalb vom / Gehe raus aus dem Getümmel.
Schaue dich um,
zu denen die dich tragen,
die dich nicht plagen.
Sie sehen dich mit all deinen Farben.
Sie sehen dich mit all deinen Narben.
Frage dich nicht warum,
genieße stumm.
Lebe den Tag,
streife ab dein Kostüm,
lasse dein Herze glühn,
lasse es entscheiden.
Manche werden neiden,
doch du wirst steigen-
sei stark.
Lebe im Moment,
tanze im Regen,
sieh es als Segen.
Fange Sonnenstrahlen,
und lasse dich bemalen.
Lache,
dies ist keine Geldsache,
Weine,
doch stelle dich wieder auf deine Beine.
Sei, lebe dein eigenes Happy End.
Vielleicht kennst du die Stille…
Man muss nicht reden,
man muss streben.
Du lernst dich kennen
und wirst dich manchmal trennen,
doch dies ist Leben,
somit genieße jeden.
Lerne.
Sei deine eigene Laterne.
Schaue zu den Sternen.
Lebe nach deinem Willen.
Es gibt keinen Zaun.
Schaue zu den Sternen,
wie sie sich entfernen-
Nimm wahr die Funkstille,
doch all das ist Gotteswille.
Du kannst nichts tun,
so lebe in deinem Ruhm,
sei dein Traum.
Lasse dein Stimmung sich nicht drücken.
Genieße den Augenblick,
als sei er ein Fundstück.
Finde dein Glück,
gehe nie zurück.
Verfolge deinen Traum,
du wirst schon schaun.
Höre auf Rat,
doch dies ist dein Tag.
Lasse dich beglücken,
du kannst den Tag schmücken;
Lass nichts vorbeiziehen,
denn es wird verglühen.
So schöpf neue Erinnerungen,
schreie in die Welt,
als sei es gesungen.
Denke nicht an Geld,
sieh die ganze Schönheit
voller Heiterkeit.
Werde gehört
und nicht zerstört;
Lass deine Träume sich erwärmen.
Jeder Tag ist dein Tag,
bleibe auf dem Pfad,
denn dies macht dich stark
wie ein Soldat,
bis die Wogen sich auslärmen.
Text: Schroeter