Mega, cool… und ein Beruf fürs Leben?
Im Gespräch mit F. und K.* – Auszubildende im zweiten Lehrjahr
Die Schülerin F. und der Schüler K. lernen in der Berufsfachschule für Pflege an der Maria-Merian-Schule. Sie sind Azubis im Beruf der Pflegefachfrau, des Pflegefachmanns. Ihre Ausbildung ist „generalistisch“. Dies bedeutet, dass sie ihre Ausbildung zwar im Versorgungsbereich ihres Arbeitgebers starten – bei F. ist dies ein ambulanter Dienst, bei K. ein Pflegeheim. Im Laufe ihrer Ausbildung lernen aber beide auch viele Wochen im jeweils anderen Bereich, außerdem in einem Krankenhaus und auch noch in Einrichtungen der Pädiatrie und Psychiatrie.
Jetzt ist Halbzeit, eineinhalb Jahre liegen schon hinter ihnen. Was denken die beiden Azubis über ihre Ausbildung, welche Erfahrungen haben sie gemacht?
K., 18 Jahre, entschloss sich nach seinem Realschulabschluss, Pflegefachmann zu werden. In einem kurzen Praktikum hatte er festgestellt, dass eine Tätigkeit in einem Pflegeheim für ihn interessant sein könnte: „Die Gerüche im Heim zum Beispiel waren nicht schlimm“, hatte er überrascht festgestellt. Dass er durch die neue generalistische Ausbildung eigentlich drei Berufe auf einmal lernen würde – Altenpfleger, (Kinder-) Gesundheits- und Krankenpfleger – erschien ihm besonders attraktiv.
F., sie ist 21 Jahre alt, stammt aus Vietnam. Bei ihrer Entscheidung, einen pflegerischen Beruf zu lernen, hörte sie auf die Ratschläge der Eltern, Lehrer und des Freundeskreises. Sie selbst interessierte sich bereits für Medizin und Pflege und suchte nach einem Beruf, in dem man anderen helfen kann. So kam sie explizit für die Ausbildung nach Deutschland. Die Lebensqualität gefalle ihr und das Schulsystem sei „intensiv“, sie erhalte viel Unterstützung.
K. kann sich nicht entscheiden, welcher Einsatz am schönsten war. Im Krankenhaus? Mega! Im ambulanten Dienst? Mega! In der Pädiatrie? Mega! In seiner Stammeinrichtung Pflegeheim passt es sowieso für ihn. Über den Einsatz im Krankenhaus berichtet er, wie vielfältig dieser gewesen sei. Man habe ihn sogar in den OP und für einen Tag in die Stroke Unit geschickt. Hauptsächlich habe man ihn auf eine geriatrische Station eingeteilt – ausgerechnet, wo er doch sonst auch immer mit alten Menschen zu tun hatte, hatte er zunächst etwas enttäuscht reagiert. Die Station entpuppte sich aber als Unfallchirurgie, und so konnte K. doch viele neue Erfahrungen sammeln.
Im Gespräch mit F. wird deutlich, wie sehr sie sich mit dem ambulanten Dienst identifiziert. Im Pflegeheim arbeite man im Team – auch nicht schlecht – aber im ambulanten Dienst sei man allein, trage man eine sehr hohe Verantwortung, müsse man in unerwarteten Situationen spontan und alleine richtig reagieren. Diese Herausforderung gefällt ihr, sie schätzt auch das Vertrauen, das zwischen Pflegekräften und Klienten entstehe. Diesen letzten Aspekt formuliert auch K., man spüre die Freude und wie willkommen man sei, wenn man zu den Klienten komme.
Beide begrüßen, dass es nun die generalistische Ausbildung gibt. Diese sei insgesamt abwechslungsreich („cool“), man mache sehr viele unterschiedliche Erfahrungen. Sie sei aber auch anstrengend und schwierig. Dies betont vor allem F., die die deutsche Sprache zwar schon gut beherrscht, sich dennoch auch auf diesem Feld noch verbessern wird. Alle paar Wochen wechseln sich Schul- und vielfältige Praxisblöcke ab. In der Schule werden Lernsituationen für die Arbeit mit Kindern, mit alten Menschen und mit Personen jedes Lebensalters bearbeitet. In der Praxis erhalten die Auszubildenden intensive und im Vergleich zu den Vorgängerausbildungen deutlich qualifiziertere und umfangreichere Anleitung.
K. bringt noch einige kritische Gedanken zur Organisation der Ausbildung vor, äußert gleichzeitig Verständnis und Respekt. Die äußerst komplexe Planung – welcher Azubi ist wann in welchem Versorgungsbereich, wann ist wo ein Platz für wen – führe immer wieder zu nicht optimalen Ergebnissen. So könnten diejenigen, die ausgerechnet in der Zeit der Sommerferien nicht bei ihrem Arbeitgeber, sondern in einem anderen Einsatz sind, in der Hauptreisezeit keinen Urlaub nehmen. Leider sei es auch nicht möglich, dass alle Azubis „im Takt“ die verschiedenen Einsätze absolvierten, so dass Unterrichtsstoff für einzelne immer mal wieder zu früh oder zu spät komme.
Im Sommer 2024 beenden F. und K. ihre Ausbildung. Und dann?
F. will zunächst im ambulanten Dienst bleiben. Vielleicht nach zwei Jahren möchte sie in ein Krankenhaus wechseln und sich für Intensivpflege weiterbilden. K. ist unsicher. Am Beruf des Pflegefachmanns stimmt für ihn vieles, aber die Arbeitszeiten gefallen ihm nicht, Wochenendarbeit, Schichtarbeit. So überlegt er, ob er in absehbarer Zeit eine Weiterbildung absolvieren sollte – etwa zur Pflegedienstleitung – oder sich in einem ganz anderen Berufsfeld qualifizieren und auch dort weiterentwickeln könnte.
Die Ausbildung zum Pflegefachmann führt bekanntlich zu einem krisensicheren Beruf. Im Gespräch wird darüber hinaus deutlich, dass sie auch sehr reich an Inhalten und ganzheitlichen Erfahrungen ist, dass sie die Lernenden auch in ihren Herzen berührt. Wer sie absolviert, dem stehen vielfältige und anspruchsvolle Wege offen.
*Namen geändert
Text: Klumpp
Fotos: Koch