Besuch des Katharinenhospitals: SchülerInnen informieren sich über Krankenhaus-Seelsorge
Wie geht man mit einem Patienten um, der lebenserhaltende Maßnahmen ablehnt? Wie mit Eltern, die aus religiösen Gründen die Behandlung ihres Kindes verweigern? Mit Fragen wie diesen befassten sich SchülerInnen des Gesundheitswissenschaftlichen Gymnasiums der Maria-Merian-Schule bei einem Besuch des Katharinenhospitals in Stuttgart und einem Gespräch mit dem Seelsorger Stefan Pfeifer.
Viele AbsolventInnen des Gesundheitswissenschaftlichen Gymnasiums (SGG) der Maria-Merian-Schule beginnen nach dem Abitur ein Studium oder eine Ausbildung in der Medizin oder Pflege. Zum Alltag gehört dabei auch die Konfrontation mit Schmerz, Leid und Tod. Wie man mit solchen emotionalen Herausforderungen umgehen kann, erfuhren die SchülerInnen der Klassen SGG13/1 und SGG13/2 bei einem Besuch des Katharinenhospitals in Stuttgart und einem Treffen mit dem katholischen Krankenhausseelsorger Stefan Pfeifer. Die Exkursion fand im Rahmen des Profilfachs „Gesundheit und Pflege“ statt. In der Bildungsplaneinheit „Existenzielle Herausforderungen im Lebenslauf“ beschäftigen sich die SchülerInnen unter anderem mit Sterben, Tod und Trauer als menschliche Reaktionen sowie Hilfsmöglichkeiten im Umgang mit trauernden und sterbenden Personen.
Stefan Pfeifer, der seit zwölf Jahren als Seelsorger im Katharinenhospital arbeitet, zeigte der Schülergruppe die christliche Kapelle, den muslimischen Gedenkraum sowie den Raum der Stille des Katharinenhospitals. Menschen unterschiedlicher Kulturen finden hier Orte, an denen sie beten, ihren Gedanken nachgehen oder sich in schwierigen Situationen zurückziehen können.
Nach einer Führung durch die unterirdischen Gänge, welche die verschiedenen Bereiche des Katharinenhospitals verbinden, besichtigten die SchülerInnen die Aussegnungshalle der Pathologie, in welcher Angehörige, die zum Zeitpunkt des Todes nicht da waren, von den Verstorbenen Abschied nehmen können. Hier hatten die SchülerInnen auch die Gelegenheit, von Herrn Pfeifer mehr über die Arbeit als Seelsorger zu erfahren. Neben der Begleitung von Sterbenden, den Familienangehörigen, aber auch MitarbeiterInnen bietet er beispielsweise auch Mediationen gemeinsam mit einem Zen-Priester an.
Interessant war vor allem Herr Pfeifers Erfahrungsbericht über seine Tätigkeit als Mitglied der Ethik-Kommission des Katharinenhospitals. Er erzählte von verschiedenen Fällen, bei denen die Ethikkommission über die weitere Behandlung entscheiden muss, beispielsweise wenn ein Patient eine Patientenverfügung hat, dann aber doch lebenserhaltende Maßnahmen möchte oder wenn ein Patient die Behandlung verweigert, obwohl ihm geholfen werden könnte. Für die SchülerInnen stellten sich die Fragen: Wer entscheidet in solchen Fällen letztendlich und nach welchen Kriterien wird ein Beschluss gefasst? Von Herrn Pfeifer erfuhren sie, dass die Ethik-Kommission sich an den vier Prinzipien der Medizinethik – Respekt vor der Autonomie des Patienten, Schadensvermeidung, Fürsorge und Gerechtigkeit – orientiert. Die Entscheidungen können weitreichende Folgen haben und bis zur Fixierung des Patienten gehen. Auch kann Eltern, die aus religiösen Gründen die Behandlung des Kindes verweigern, das Erziehungsrecht für die Zeit der Behandlung per Gerichtsbeschluss entzogen werden.
Wenn solche schweren Entscheidungen getroffen werden müssen und man tagtäglich mit Kranken und Sterbenden zu tun hat, hinterlässt das natürlich Spuren. Die SchülerInnen interessierte daher, wie Herr Pfeifer mit dieser emotionalen Belastung durch seine Arbeit umgeht. Sport, Musik, Singen und Meditation waren seine Antwort. Für ihn ist es wichtig, „nah bei sich selbst zu sein und sich zu spüren.“
Text: Scholz, Degen
Bilder: Pfeifer