Beim N’txuva treffen sich die Kulturen
SchülerInnen der Altenpflegehilfe (Migrationskurs) besuchen die neue Afrikaausstellung im Lindenmuseum Stuttgart
Sonja Schauer, Mitarbeiterin des Lindenmuseums, hatte sich für diese Führung besonders vorbereitet. Angehende AltenpflegehelferInnen kommen in die Ausstellung? Dann sollten die Aspekte „Umgang mit Krankheit und Tod“ und „Jenseitsvorstellungen“ im Mittelpunkt der Führung stehen.
Aus dem Kongo stammen die „Kraftfiguren“. Unglück wie etwa Krankheiten könnte als Verwünschung aufgefasst werden. Mithilfe der Kraftfiguren könnten die Verwünschungen entkräftet werden. Hier scheinen transkulturelle Phänomene auf: Solche Kraftfiguren gebe es schon seit Jahrhunderten in Westafrika, ihre Entstehung gehe auch auf den Kontakt mit katholischen Eroberern zurück, die den Heiligen Sebastian anbeteten – er gilt in der katholischen Kirche als Märtyrer, der wegen seines Glaubens durch Pfeile hingerichtet werden sollte, der aber angeblich überlebte.
Im Gedenkraum für den Völkermord an den Herero durch deutsche Truppen um 1900 zeigte die Führerin eine Kette aus Straußeneischale. Sie gehörte einer in der Schlacht von Otjihaenamaparero getöteten Frau.
Aus Nigeria – dem früheren Königreich Benin – ist ein Kopfschmuck aus Metall und Elfenbein ausgestellt. Mit dem Tragen dieses Kopfschmucks sei die Vorstellung verbunden, die königlichen Ahnen seien anwesend. Dies legitimiere die Herrschaft.
Trotz dieser eher düsteren Themen löste der Besuch im Lindenmuseum auch viel Freude aus. Einige der Maria-Merian-Schüler stammen aus Afrika. Für sie war der Aufenthalt im Museum ein besonderes Ereignis, erkannten sie doch Exponate, Fotografien und Tonaufnahmen wieder. Souverän spielten sie auf einer Mbira oder erklärten ihren MitschülerInnen das Foto von Lagos, der Hauptstadt Nigerias. Überraschend am Ende der Führung: Auch die beiden vietnamesischen Schülerinnen kannten das Spiel N’txuva. Es kann im Lindenmuseum auf einem überdimensionalen Brett gespielt werden. So treffen sich die Kulturen im Spiel – klar, dass auch die europäischen SchülerInnen und Lehrkräfte das Spiel erlernen wollten.