Besonderer QE-Tag an der Maria-Merian-Schule: Künstliche Intelligenz im Kontext von Schule, Prüfen und Lernen
Was ist KI? Wie funktioniert sie? Wo kann generative KI gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden? Welche Folgen hat KI auf die Gesellschaft und das Lernen? Mit diesen Fragen befassten sich die Lehrkräfte der Maria-Merian-Schule an einem QE-Tag zum Thema Künstliche Intelligenz.
Florian Nuxoll, Lehrer an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen, teilabgeordnet seit 2016 an die Computerlinguistik der Uni Tübingen, startete den Tag mit einem humorvollen und interessanten Impuls und konfrontierte seine Zuhörerinnen und Zuhörer zu Beginn seines Vortrags mit folgender These: KI wird das Bildungssystem nachhaltiger verändern als jede andere Innovation seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht und als jede Transformation zuvor.
Schnell wurde anhand von vielen praxisnahen Beispielen deutlich, dass wir Lehrkräfte und auch die Gesellschaft sich folgende Fragen stellen sollten: Wie können wir KI gewinnbringend in der Schule nutzen? Welche Chancen bietet KI und welche Herausforderungen sind gemeinsam zu stemmen? Wie vermitteln wir KI-Kompetenzen im Unterricht? Inwiefern werden sich in Folge auch die Bildungspläne verändern? Was bedeutet KI für die Fachdidaktik der einzelnen Fächer? Und worin besteht die digitale Dividende für Lehrkräfte?
Eine Vielzahl von anschaulichen Beispielen aus dem Fremdsprachenunterricht, von der Erstellung von Texten in leichter Sprache, Arbeitsblättern mit Multiple-Choice-Aufgaben, sprechenden Avataren bis hin zu Möglichkeiten des intelligenten Übens durch KI machte schnell deutlich, dass man vor allem Fachwissen braucht, um die erzeugten Produkte durch KI kritisch zu reflektieren und in Folge sinnvoll in Unterrichtssettings einzusetzen.
„Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ Mit diesem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach wird klar, ChatGPT kann beim Lernen helfen, aber auch das Lernen verhindern.
Vor welchen gesellschaftlichen Herausforderungen stehen wir also?
KI kann bestehende Bildungsungleichheiten verstärken, da Faktoren wie der Zugang zu Technologien zu Ungleichheiten zwischen den Schülerinnen und Schülern führen können. Es besteht die Gefahr, dass man sich von der Technologie zu abhängig macht. Wer entscheidet letztlich, welche Werte und Normen bei der KI handlungsleitend sind?
Florian Nuxoll plädiert daher für ein europäisches System, das den Werten und Normen Europas entspricht, um sich nicht abhängig zu machen, z.B. von China oder den USA.
Sein Fazit: Es werde in Zukunft um das gemeinsame Lernen gehen. Es gelte, die Balance zu finden zwischen analogem und digitalem Lernen. Forschungskompetenz, kritisches Denken, Reflexions- und Argumentationskompetenz werden gerade in Zeiten von KI entscheidende Fähigkeiten sein, die es gilt, unseren Schülerinnen und Schülern für die Zukunft zu vermitteln: „Be a learner, not a finisher!“
Im Anschluss hatten die Kolleginnen und Kollegen der Maria-Merian-Schule die Möglichkeit, zwei Workshoprunden bei unterschiedlichen Referenten und Referentinnen des Landesmedienzentrums, der Kreismedienstelle Rems-Murr-Kreis sowie der eigenen Schule zu besuchen, in denen das Ausprobieren von KI-Tools im Unterricht im Vordergrund stand.
Mal eben schnell eine Mail schreiben lassen, eine Prüfungsaufgabe erstellen, einen Brief an die Eltern für einen Theaterabend generieren; zahlreiche KI-Tools sowie praxisnahe Konzepte für den Unterricht gaben den Lehrkräften viel Spielraum auszuprobieren, zu üben und Fragen gemeinsam zu klären.
Die Resonanzrunde am Nachmittag machte die Herausforderungen von KI im Klassenzimmer sehr deutlich.
Fazit des Kollegiums: Es war spannend zu experimentieren und KI-Tools auszuprobieren. Die Themen wie Datenschutz, ethische Aspekte, Social Scoring, der Zusammenhang zwischen Demokratiebildung und KI müssten aber in einer sich rasant verändernden Welt mit KI besonders im Vordergrund stehen.
Text: Oppermann-Asche
Bild: Koch